Mittwoch, 21. April 2010

Die Spanier und ihre Feiertage


In Spanien gibt es jede Menge Fiestas (Feiertage) und das ist auch gut so, denn sie werden benötigt und sind daher dem Spanier heilig und unantastbar. Ich schreibe gerade jetzt darüber, weil es schon wieder Zeit ist für einen Feiertag, hatten ja schon seit 3 Wochen (da war Ostern - Semana Santa) keinen mehr gehabt! Gott sei Dank gibt es den 23. April, el día de San Jorge - der Tag des Heiligen Georg. Das ist der Typ, der gegen den Drachen gekämpft und ihn besiegt hat, der mit der Lanze. Naja, jedenfalls ist San Jorge auch der Schutzpatron des Bundesstaates Aragón und alle Menschen, die dort arbeiten haben fiestas und damit auch ich. Wer in Barcelona wohnt hat Pech gehabt, denn er lebt in Catalunia, die haben ihren eigenen Schutzpatron...

Jetzt muss ich erst einmal das System der Feiertage hier in Spanien erklären. Alle diese Tage sind in drei Kategorien unterteilt:
  • Nationale Feiertage (Fiestas Nacionales), die gelten für alle Bundesstaaten
  • Feiertage der einzelnen Bundesstaaten (Fiestas Autonómicas), die werden nur dort gefeiert
  • Lokale Feiertage (Fiestas de la capital), die werden nur in der Region oder Stadt gefeiert
So kommt eine ganze Reihe an Tagen zusammen, an denen nicht gearbeitet wird. Dieses Jahr sind es zum Beispiel 14 Tage in Zaragoza. Wenn Ihr denkt das ist viel, dann schaut mal in den Süden Spaniens, nach Andalucía, da wird richtig gefeiert, die haben manchmal 15 oder 16 Feiertage!

In Deutschland reibt sich Arbeitgeberpräsident Hundt schon von vornherein die schmierigen Hände und das Bruttosozialprodukt steigt gleich um einige Prozente, wenn in einem Jahr viele Feiertage auf Wochenenden fallen; die Arbeitnehmer stöhnen. Im Gegensatz dazu wird in Spanien streng darauf geachtet, dass auch ja keiner verloren geht. Das heißt, fällt einer dieser Feiertage im Jahr auf einen Sonntag, dann wird er einfach auf Freitag oder den nächsten Montag verschoben und sorgt so für ein langes Wochenende.

Jetzt kommt in Deutschland vielleicht Neid auf über die vielen Feiertage, aber mitnichten. Wenn man weiß, dass es hier in Spanien meist nur zwischen 18 und 22 Urlaubstage gibt und bedenkt, dass man Urlaubstage planen kann wie man will, aber Feiertage festgelegt sind, dann gleicht sich das alles wieder aus.

So, ich fahr jetzt ins lange Wochenende...

Donnerstag, 15. April 2010

April, April! Aber nicht in Spanien.

Der erste April ist schon vorbei, aber hier in Spanien ist er nicht mal gewesen. Warum? Der Spanier kennt keine Aprilscherze. Obwohl ganz Europa, Australien und auch Nordamerika sich am ersten April verarschen, bleibt der Spanier stur.

Warum zelebrieren wir den 1. April? Laut Wikipedia entweder, weil der Sage nach Luzifer am 1. April aus dem Himmel verstoßen wurde, oder weil der 1. April je nach Überlieferung, als Geburts- oder Todestag des Judas Ischariot bekannt ist. Weiterhin erzählt uns Wikipedia, dass seit dem 16. Jahrhundert in Europa der Brauch belegt ist, am 1. April einen Aprilscherz zu begehen, indem man seine Mitmenschen mit einem mehr oder weniger derben Scherz oder einer Lügengeschichte „in den April schickt“... Ganz Europa? Nein! Ein von unbeugsamen Spaniern bevölkertes Land hört nicht auf, dem Eindringling "Aprilscherz" Widerstand zu leisten.

Der Spanier macht seine Scherze nämlich nicht im April, sondern im Dezember, genau genommen am 28.12. - Día de los Inocentes (Tag der Unschuldigen). Laut Wikipedia entstanden aus aus einer Mischung aus heidnischen Ritualen und dem Tag des Massakers des Herodes in Bethlehem. Allerdings wird nicht einmal dieser Tag im öffentlichen Leben so wahrgenommen, wie in Deutschland, wo sogar Fernsehen, Zeitungen und Zeitschriften sich daran beteiligen.

Übrigens ist der 1. April nicht die einzige Gelegenheit, bei der die Spanier ihre Unabhängigkeit/Einzigartigkeit dem Rest-Europa und der Welt beweisen. Hier nur einige Beispiele, auf die ich in späteren Post noch einmal zurückkommen werde:

Freitag der 13. (übrigens dieses Jahr nur einmal im August), gibt's in Spanien am Dienstag dem 13. !!! Wie geht das denn? Wie wurden denn dann die bekannten Horror-Filme synchronisiert? Huhhh, es ist Dienstag, pass bloß auf...

Muttertag, in Deutschland am zweiten Sonntag im Mai, in Spanien am ersten Sonntag im Mai. Verrückt! Also entweder gratuliere ich meiner Mutter, die in Deutschland wohnt, eine Woche zu früh, weil mich die Werbung im spanischen Fernsehen daran erinnert, oder ich vergesse eine Woche später zu gratulieren, weil ich hier in Spanien dann schon nicht mehr daran erinnert werde. Das kann tödlich sein...

Vatertag/Herrentag, in Deutschland zu Himmelsfahrt, wird hier in Spanien am 19. März gefeiert, dem Tag des José (Josef, Vater von Jesus). Leider ist dieser Tag kein Feiertag wie in Deutschland und auch Himmelsfahrt, als protestantischer Feiertag, wird hier leider nicht gefeiert und ist daher auch nicht frei. Gibt's denn so was? Keine Gelegenheit um mal exzessiv Bier zu trinken. Naja, das schmeckt in Deutschland sowieso besser!

...und noch viele andere Tage mehr, auf die ich zu gegebenen Anlass noch zurückkommen werde.

Mittwoch, 14. April 2010

Tee mal anders


Ich als Teetrinker habe es in Spanien nicht leicht. Hier ist die Kaffeehauskultur ganz anders als in Deutschland. Dort kann man ohne Probleme unter verschiedensten Sorten von Tees wählen und wenn man mal Glück hat, dann gibt es sogar losen Tee - nicht den im Beutel.

Aber hier in Spanien ist das anders, wenn ich in ein Café gehe und té con leche (Tee mit Milch - ganz englisch, so mag ich es) bestelle, können zwei Sachen passieren. Erstens, ich bekomme genau das, was ich bestellt habe, nämlich eine Tasse warmer Milch mit einem Beutel Tee drin herum schwimmend. Oder, zweitens, ich entscheide mich dafür den Kellner vorher aufzuklären, was ich damit meine, nämlich Wasser mit Tee und einem Schuss Milch, ernte dann aber dafür nur ein mitleidig-überhebliches Lächeln mit den Worten, dass das ja wohl klar ist und ich es nicht extra erklären müsste, denn hier hätte ich es ja schließlich mit Profis zu tun. So oder so, ich habe verloren. Entweder bin ich der Depp oder bekomme meine Tasse Milch mit einem Beutel Tee drin. Wenn ich dann versuche aufzuklären, heißt es nur, das wäre doch meine Schuld, das hätte ich ja gleich sagen müssen, dass ich keinen té americano haben möchte...

Ach übrigens, Tee unterscheidet der Spanier nur in drei Hauptkategorien. Té rojo (roter Tee), ist alles das was rot wird wenn man es ins Wasser schmeißt. Té blanco (weisser Tee), umfasst Kamillentee, Fencheltee, kurz alle Kräutertees. Und zum Schluss ganz einfach , welches alle schwarzen Tees und alle grünen Tees einschließt, auch die mit Geschmack. So kann es daher sein, wenn man mal wieder Tee bestellt und der schwarze gerade alle ist, dann musst man eben mal grünen Tee mit Zitronengeschmack und Milch ertragen. Brrrrr! Beschweren gilt nicht, denn Tee ist Tee und ich hätte das doch so bestellt.
Noch was, Pfefferminztee ist übrigens "kein Tee", sondern poleo menta, wenn man das so nicht bestellt, dann bekommt man das auch nicht.

Zur Ehrenrettung der Spanier muss man allerdings sagen, das gleiche was mir hier mit Tee passiert, das passiert dem Spanier in Deutschland mit Café. Egal was er bestellt, er bekommt immer die selbe eklige dünne Wasserpampe aus der Thermoskanne, die schon seit mehreren Stunden auf der Warmhalteplatte gestanden hat. Fatal, fatal!!!

Donnerstag, 8. April 2010

Zum Frühstück Wein


Eine weitere Besonderheit hier in Spanien ist, dass sich niemand daran Anstoß nimmt, wenn hier zur Frühstückspause auf der Arbeit Bier oder Wein bestellt wird. Normal ist natürlich das Bestellen von Café in seinen verschiedensten Erscheinungsformen (aber dazu mehr in einem extra Post), doch genauso normal ist die caña (kleines Bier) oder der chato (Schluck Wein).
In Deutschland würde schon die Hölle los sein. Die Kollegen würden sich das Maul zerreißen und der Chef hätte schon längst den Lebenslauf des Nachfolger in der Hand. Hier dagegen geht man zusammen mit dem Chef zum Frühstück ein Schlückchen trinken.
Besonders am Freitag (ist ja im Prinzip schon Wochenende) wird besonders kräftig zugelangt: Huevos fritos con patatas y jamón o chorizo (Spiegeleier mit Fritten und Serrano Schinken oder Paprikawurst), dazu ein Weinchen, für die es weniger gut vertragen vino con gaseosa (Wein mit Brause verdünnt)... Salud!

Mittwoch, 7. April 2010

Die Kultur des Schimpfwortes


Die Kultur des Schimpfwortes (palabrotas) ist in Spanien viel weiter entwickelt als in Deutschland. Jeder benutzt hier Schimpfwörter. Ob alt oder jung, ob Manager oder Bauarbeiter, und dass zu jeder Gelegenheit und in großem Umfang. Viele davon lassen sich einfach nicht ins Deutsche übersetzen, bzw. man müsste alles mit dem gleichen Wort übersetzen, weil in der deutschen Sprache diese Vielfalt einfach nicht vorhanden ist.

Entsprechend der Gelegenheit werden die Schimpfwörter verstärkt, abgeschwächt oder verändert. Hier ein Beispiel: joder = ficken/verfickt wird umgewandelt in jolín, ein Wort ohne Bedeutung, aber mit ähnlicher Aussprache. Zusätzlich macht das "-ín" am Ende das ganze zärtlich und verniedlichend.

Viele Schimpfwörter werden auch nicht nur als Wörter mit einer Aussage, sondern auch als Ausdruck des Erstaunens oder Erschreckens benutzt. Dazu hier eine kleine Anekdote, wie sie mir selber so passiert ist:
Eines Tages auf der Straße bekam ich den Anfang eines Gesprächs mit, dass zwei Leute führten, die sich gerade per Zufall getroffen hatten. Ganz normale Leute, ein Mann und eine Frau, gut angezogen, das Alter der beiden ungefähr 65 -75 Jahre. Der Mann sprach die Frau an und das ganze hörte sich in etwa so auf Spanisch an: "Coño! Joder, no te he visto! Me cago en la leche, que haces tu aquí?!" Hier nun die Übersetzung ins Deutsche: "Fotze! Verfickt, ich habe Dich überhaupt nicht gesehen! Ich scheiße in die Milch, was machst Du denn hier?!"
Verrückt aber wahr! Die Sprache aus dem Land der Dichter und Denker ist aufgeschmissen bei so viel Virtuosität. Das lässt sich einfach nicht übersetzen.

... und los gehts


Hallo liebe Leser. Nun geht es also endlich los in diesem Blog. Viele Jahre hatte ich mir schon vorgenommen einmal was über mein Leben hier in Spanien, die etwas andere Kultur und die Gegensätze, die hier auf einander prallen, zu berichten. Nun endlich ist die Zeit gekommen.

Mittlerweile lebe ich nun schon fast 7 Jahre in Zaragoza/Spanien und habe so manches erlebt. Vieles lohnt sich zu berichten und zu analysieren. Gerade die unterschiedliche Betrachtungsweise macht vieles erst interessant: die Verwendung der Sprache, Ähnlichkeiten zu der deutschen Sprache, Unterschiede die verwundern und verdeckte gemeinsame Ursprünge.

Immer wenn mir etwas auffällt oder wieder einfällt, dann werde ich hier davon berichten. Bestimmt gibt es viel zu schmunzeln, aber auch zu diskutieren. Ihr seid dazu herzlich eingeladen!