Freitag, 18. Februar 2011

Wieder mal: Teekultur in Spanien

Die Unwissenheit über den Tee und seine Zubereitung in spanischen Bar ist schon beeindruckend und steht im krassen Gegensatz zu ihrer hervorragenden Kaffeehauskultur. Eigentlich ist das auch zu verstehen, denn historisch-kulturell gesehen stand Spanien dem arabischen Einfluss (Kaffee) schon immer näherer als dem europäischen, mit seiner durch die Engländer geprägten Tee-Kultur.

Dazu wieder einmal eine aktuelle Anekdote aus dem täglichen Leben.

Bei mir auf Arbeit ist es normal jeden Tag mit seinen Kollegen zum Frühstück in eine Bar zu gehen, um mit ihnen meinen Tee zu trinken und ein bocadillo (belegtes Brötchen) zu essen. Da wir nicht jeden Tag immer in die gleiche Bar wollen, wechseln wir öfter die Lokalitäten. So kam es, dass wir eines Tages auch in eine Bar namens "El Circo" gingen, die wir noch nicht erkundet hatten. Eigentlich ist diese Bar recht bekannt in Zaragoza für seine tortillas de patata (eine Art Omelettes) und dazu eine Bar de toda la vida (alt eingesessen), wie man hier sagt.
Ich bestellte wie immer Tee mit Milch. Kurz überlegte ich, ob ich irgendwelche Erklärungen dazu abgeben sollte, entschied mich dann aber dagegen und bekam prompt auch eine Tasse warmer Milch mit einem Teebeutel drin schwimmend serviert. Also raffte ich mich auf dem Kellner zu erklären, was Tee mit Milch für mich bedeutet. Einige Augenblicke später bekam ich dann erneut Tee serviert. Diesmal die halbe Tasse voll Milch und dazu ein Mini-Teekännchen mit Teebeutel drin, genau wie ich es gesagt hatte, allerdings war der Boden nur knapp mit Wasser benässt. Ich musste den Beutel ganz schön pressen, damit ich mir wenigstens einige Tropfen Tee in die Tasse mit Milch gießen konnte.
Am nächsten Tag wollte ich eigentlich nicht wieder dort hin, allerdings überredete mich mein Kollege der unbedingt ein Stück
tortilla essen wollte. Zum Ausgleich wollte er diesmal aber auch einen Tee mit mir trinken. Also bestellten wir zwei Tee mit Milch. Ich versuchte noch schnell den Kellner zu informieren, dass der Tee mit Wasser sein müsste. Der winkte nur großspurig ab, er würde uns ja von gestern noch kennen und wüsste nun schließlich, wie man den Tee richtig macht. Erleichtert setzen wir uns. Dann kam der Tee. Erstaunt sahen wir zwar nun zwei Tassen halb voll mit Milch, aber nur ein Kännchen Tee anstatt zwei, für jeden eins. Verwirrt schauten wir den Kellner an, der uns stolz anblickte und darauf hinwies, dass er nun zwei Beutel in das Mini-Kännchen getan hatte. Beim Öffnen des Kännchens konnten wir gerade noch sehen, wie die beiden Beutel den letzten Rest der Wasserpfütze gierig aufsaugten.
Ich geb's auf!

Update: Eine weitere neue Variante wurde mir gerade dieses Wochenende in einem guten Restaurant angeboten: Der Teebeutel lag in einer Pfütze Wasser in der Tasse und das eigentliche Teekännchen war bis zum Rand mit warmer Milch gefüllt. Das hatte ich noch nie. Anders herum wäre es genau richtig gewesen. Der Schluck Milch in der Tasse und im Teekännchen das Wasser mit dem Teebeutel.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

;)