
Die Kultur des Schimpfwortes (palabrotas) ist in Spanien viel weiter entwickelt als in Deutschland. Jeder benutzt hier Schimpfwörter. Ob alt oder jung, ob Manager oder Bauarbeiter, und dass zu jeder Gelegenheit und in großem Umfang. Viele davon lassen sich einfach nicht ins Deutsche übersetzen, bzw. man müsste alles mit dem gleichen Wort übersetzen, weil in der deutschen Sprache diese Vielfalt einfach nicht vorhanden ist.
Entsprechend der Gelegenheit werden die Schimpfwörter verstärkt, abgeschwächt oder verändert. Hier ein Beispiel: joder = ficken/verfickt wird umgewandelt in jolín, ein Wort ohne Bedeutung, aber mit ähnlicher Aussprache. Zusätzlich macht das "-ín" am Ende das ganze zärtlich und verniedlichend.
Viele Schimpfwörter werden auch nicht nur als Wörter mit einer Aussage, sondern auch als Ausdruck des Erstaunens oder Erschreckens benutzt. Dazu hier eine kleine Anekdote, wie sie mir selber so passiert ist:
Eines Tages auf der Straße bekam ich den Anfang eines Gesprächs mit, dass zwei Leute führten, die sich gerade per Zufall getroffen hatten. Ganz normale Leute, ein Mann und eine Frau, gut angezogen, das Alter der beiden ungefähr 65 -75 Jahre. Der Mann sprach die Frau an und das ganze hörte sich in etwa so auf Spanisch an: "Coño! Joder, no te he visto! Me cago en la leche, que haces tu aquí?!" Hier nun die Übersetzung ins Deutsche: "Fotze! Verfickt, ich habe Dich überhaupt nicht gesehen! Ich scheiße in die Milch, was machst Du denn hier?!"Verrückt aber wahr! Die Sprache aus dem Land der Dichter und Denker ist aufgeschmissen bei so viel Virtuosität. Das lässt sich einfach nicht übersetzen.
3 Kommentare:
Das ist lustig. Mehr davon!
Verfickte Grüße aus der deutschen Hauptstadt
Dieser erste Blog ist immernoch der beste!
Danke Dir Roman. Diese Anekdote war ja auch einer der Auslöser für dieses Blog. Es gibt halt Sachen, die muss man der Welt einfach mitteilen...
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