Dienstag, 31. August 2010

Der Spanier und sein Auto

Für den Spanier im Allgemeinen ist das Auto ein Fortbewegungsmittel, ein Gebrauchsgegen-stand, weniger ein Statussymbol, und so werden Autos auch (miss-)behandelt. Der Spanier rennt nicht wegen jedem kleinen Kratzer gleich zum Vertragshändler und lässt den Schaden reparieren, nein, erst wenn das Auto nicht mehr das tut, wofür es gemacht wurde, nämlich fahren, dann geht es zur Reparatur. Diese Lebensart bestimmt auch den Automarkt, fast kaum sind in Spanien vernünftige und halbwegs neue Gebrauchtwagen zu bekommen, denn das Auto wird hier gefahren, bis nichts mehr funktioniert! Erst dann wird in einen Neuwagen investiert. Den Wahn möglichst alle 2-3 Jahre ein neues Auto zu kaufen, wie er in Deutschland größtenteils vorherrscht, gibt es hier nicht.

Das Auto ist der Deutschen ihr liebstes Kind. Es wird gehegt und gepflegt. Jeder kleine Kratzer von anderen wird mit Gericht und Versicherung bestraft. Hier in Spanien sieht man das nicht so eng. Kratzer sind normal und kleine Beulen auch. Es wird darüber hinweg gesehen. Es bleibt einem auch gar nichts anderes übrig, denn bei so vielen Autos (in den kleinen, engen, meist mehrere Jahrhunderte alten Straßen) gibt es eben nicht viel Platz zum Parken oder Rangieren. Deutschland dagegen hatte das "Glück" nach dem 2. Weltkrieg die Stadtplanung an die neuen Gegebenheiten - den Siegeszug des Autos - anzupassen, in Spanien gab es diese Gelegenheit nicht.

Parkplätze sind kostbar und Tiefgaragen teuer. Gar nicht so selten, nach stundenlanger Parkplatzsuche und anschießendem Einkauf kommt man wieder zu seinem Auto zurück und findet es vollkommen zugeparkt vor (siehe Bild). Da bleibt meist nichts anderes übrig als zu hoffen, dass der andere Verkehrsteilnehmer nicht die Handbremse angezogen hat. Ansonsten hilft nur noch das hier oft zu sehende Ritual des Ausparkens: Bumm vorne, bumm hinten und dann raus. Böse Zungen behaupten, dass alle spanischen Autos zwar einen eingebauten "Park-Assistenten" besitzen, der hier allerdings anders klingt als in Deutschland, nämlich: *krach*. Man muss sich halt nur daran gewöhnen...