Donnerstag, 23. Dezember 2010

La lotería de navidad - ein Muss für jeden Spanier

La lotería de navidad - die große Weihnachts-lotterie - ist der Höhepunkt des Jahres in Spanien. Die Lose werden meist ab Anfang Juli in den Verkaufsstellen angeboten und finden auch schon im Sommer regen Zuspruch. Sie ist wohl die größte Lotterie der Welt mit einer Ausschüttungsumme von über 2,2 Milliarden Euro, was ungefähr 70% der Einnahmen entspricht - in Deutschland sind es nur 50%. Die Chancen eines Gewinns sind ebenfalls deutlich höher, denn ca. 16% aller Lose gewinnen oder erhalten ihren Einsatz zurück. Allein auf El gordo (der Dicke), dem Hauptgewinn, entfallen dabei ca. 585 Millionen Euro.

Nun zum komplizierten System der Losnummern. Aus historischen Gründen gibt es nur Lose mit 5-stelligen Nummern. Zuletzt ca. 85.000 Losnummern insgesamt. Da das natürlich zu wenige Lose ergeben würde, werden sie nach einem speziellen System gesplittet. Erst einmal legt der Staat fest, wie viele Serien je Los aufgelegt werden. Zuletzt waren es ca. 195 Serien pro Los, das heißt, dass jede Nummer maximal 195 mal existiert und daher auch 195 mal der Gewinn ausgeschüttet werden muss. Für el gordo bedeutet das: 3 Millionen Hauptgewinn auf die Losnummer mal 195 Serien, ergeben 585 Millionen Euro Ausschüttungssumme.

Keiner gewinnt aber jemals die komplette Summe, denn da es so wenige Nummern gibt, ist der Preis für eine komplette Nummer aus einer Serie sehr hoch - 200 Euro. Daher wird jedes Los noch weiter gesplittet in décimos (Zehntellose), die für 20 EUR verkauft werden. Das sind die normalen Lose, wie man sie an den Verkaufsstellen kaufen kann.

Hier mal ein Beispiel: Wenn ich also ein décimo einer Nummer besitze, das el gordo (den Hauptpreis) gewinnt, dann bekomme ich 300.000 Euro. Wenn ich die komplette Nummer einer Serie für 200 Euro gekauft habe, dann erhalte ich 3 Millionen Euro. Und erst, wenn ich alle Serien (195) einer Nummer für schlappe 39.000 Euro gekauft habe, dann erhalte ich die komplette Ausschüttungssumme für el gordo, nämlich : 585 Millionen Euro.

Durch diese komplizierten Splittungen, sind natürlich die Nummern über ganz Spanien, über eine Stadt oder ein Dorf verteilt. So passiert es manchmal, dass über Nacht ein einsames und verschlafenes Bergdorf plötzlich 195 Multi-Millionäre hat. Oder, dass in einer Firma, von heute auf morgen alle Mitarbeiter kündigen, weil sie es nicht mehr nötig haben zu Arbeit zu gehen.

Da viele Spanier sich gerne mit vielen verschiedenen Losnummern eindecken, aber nicht jedes Mal 20 Euro dafür bezahlen möchten, wird meist auf privater Ebene (in Familien, Firmen, Vereinen) noch mehr gesplittet - in 20stel-Lose für 2 Euro das Stück. Innerhalb einer Familie werden diese natürlich verschenkt, aber in Vereinen und Organisationen werden sie statt 2 für 3 Euro verkauft. Alle Mitglieder beteiligen sich daran und erwirtschaften so einen kleinen Zugewinn für den Verein. Und wenn das Los gewinnt, dann freuen sich so viele hunderte statt nur einem und im Verein wird groß gefeiert.

Außer el gordo gibt es natürlich noch weitere Gewinnklassen. Wie schon gesagt, insgesamt werden ca. 2,2 Milliarden Euro bei der Verlosung am 22.12. ausgeschüttet. Kurios, die Gewinne werden dabei jedes Jahr von Kindern aus dem Madrider Waisenhaus Colegio de San Ildefonso ausgerufen. Dabei werden aus zwei Globen, einer mit den Gewinnen und einer mit allen Losnummern, bei jeder Drehung je eine Kugel entnommen und die Gewinne vorgesungen (siehe Bild).

Die meisten Gewinnlose werden jedes Jahr in Sort einem kleinen Dorf in Katalonien verkauft. Sort bedeutet Glück auf katalanisch. Allerdings ist das wohl nicht der Grund dafür, dass das Dorf so viele Gewinner hat, sondern eher der außerordentlich hohe Verkaufsanteil an Losen. Jeder der hier vorbeikommt, kauft für sich selber oder bringt anderen welche mit. Aber die Legende lebt...

Und zum Schluss, ich will es nicht verschweigen, denn die Lotterie ist ja nun vorbei, meine Gewinne dieses Jahr bei der "Superlotterie" betragen genau... 0 Euro. So ist das Leben...

Montag, 20. Dezember 2010

Weihnachtsbräuche in Spanien

Weihnachten naht, auch in Spanien, allerdings ein bisschen anders als in Deutschland.

Der größte Unterschied ist, dass im katholischen Spanien der große Tag, der mit den Geschenken, historisch der 6.1. (Heilige Drei Könige) ist. Am Tag vorher, am 5.1. ist die meist öffentliche cabalgata de los reyes magos (die Ankunft der "Heiligen Drei Könige"). Darauf freuen sich schon alle Kinder, denn das ist eine Art Umzug, mit Festwagen, Musik und jeder Menge Süßigkeiten, die wie bei uns im Karneval in die Menge geworfen werden. Ganz oben thronen die Könige und lassen sich von den Massen huldigen. Gerade in Städten, wie Madrid und Barcelona wird das ganz groß aufgezogen und mit Live-Berichterstattung und Meldungen in den Hauptnachrichten begleitet.
Ihre Geschenke finden die Kinder am nächsten Tag unterm Weihnachtsbaum oder in der Nähe der geputzten Schuhe.
Ja, ihr habt richtig gelesen, was wir für den Nikolaus machen müssen, wird hier den Heiligen Drei Königen dargeboten. So vermischen sich die Traditionen der verschiedenen Kulturen. Das ist sehr interessant, allerdings gerät mittlerweile auch hier, "dank" des starken amerikanischen Einflusses, vieles verloren. So geht man jetzt schon langsam dazu über die großen Geschenke am 24. oder 25.12. zu verteilen und gibt zum 6.1. nur noch Kleinigkeiten. Das kennen die Deutschen nur aus dem ebenfalls katholischen Süddeutschland.

Auch geschmückt wird bei uns in Deutschland anders als in Spanien. Bei uns konnte sich der heidnische Brauch des Schmückens eines Nadelbaumes durchsetzen. Im katholisch geprägten und eher baumfreien Spanien ist es gebräuchlich ein belén (eine Krippendarstellung) aufzubauen. Das findet man in jedem Haus und wird meist von Generation zu Generation weiter vererbt. Wer dennoch einen Weihnachtsbaum haben möchte, muss Vorzug mit einem Plastikbaum nehmen, denn es ist fast unmöglich an einen echten Baum zu kommen. Die werden hier nicht verkauft. Wenn es doch sein muss, dann muss man eben einen Baum aus der Baumschule kaufen - allerdings mit noch vorhandenem Wurzelballen. Billig wird das nicht.

Ebenfalls sieht man in Spanien selten Lichterketten an den Fenstern der Wohnungen. Dafür wird öffentlich kräftig geschmückt. Eines aber nimmt hier langsam Überhand und wird langsam zum öffentlichen Ärgernis: Balkonkletternde Weihnachtsmänner aus Plastik. Schrecklich! Die gibt’s hier in den 99-Cent-China-Läden und werden massenhaft gekauft. Die Qualität dieser Puppen ist entsprechend, so dass im stark-windigen Zaragoza im Januar meist nur noch rote Fetzen oder einfach nur noch die verbliebenen Stoffleitern von den Balkonen hängen. Der Weihnachtsmann "Vom Winde verweht"...

Was gibt’s noch so kurioses und interessantes? Ach ja, spanische Weihnachtskalender aus Schokolade gehen vom 14.12. bis 6.1. Warum, habe ich schon oben berichtet. In Deutschland werden zu den Festtagen Lebkuchen und Stolle verdrückt, in Spanien kommen verschieden Arten von turón auf den Tisch. Das sind meist Nüsse (manchmal gemahlen oder zerstoßen) in Schokolade oder Karamel. Typisch sind hier ebenfalls sogenannte aguinaldos. Das sind Kisten oder Körbe voll mit Wein, Schnaps, Essen und Süßigkeiten. Diese werden zu Weihnachten von Firmen an ihre Arbeitnehmer verschenkt, oder sind teilweise sogar in den Arbeitsverträgen fest verankert. Je nach aktueller Wirtschaftslage sind die aguinaldos mal größer oder mal kleiner. Dieses Jahr haben viele nichts bekommen.

Und ach, nicht zu vergessen: La lotería de navidad (die große Weihnachtslotterie). Die Spanier sind verrückt nach den Losen, aber das ist ein Thema für ein anderes Posting.

Allen meinen Lesern wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest und viele Grüße aus Spanien!