
Der größte Unterschied ist, dass im katholischen Spanien der große Tag, der mit den Geschenken, historisch der 6.1. (Heilige Drei Könige) ist. Am Tag vorher, am 5.1. ist die meist öffentliche cabalgata de los reyes magos (die Ankunft der "Heiligen Drei Könige"). Darauf freuen sich schon alle Kinder, denn das ist eine Art Umzug, mit Festwagen, Musik und jeder Menge Süßigkeiten, die wie bei uns im Karneval in die Menge geworfen werden. Ganz oben thronen die Könige und lassen sich von den Massen huldigen. Gerade in Städten, wie Madrid und Barcelona wird das ganz groß aufgezogen und mit Live-Berichterstattung und Meldungen in den Hauptnachrichten begleitet.
Ihre Geschenke finden die Kinder am nächsten Tag unterm Weihnachtsbaum oder in der Nähe der geputzten Schuhe.
Ja, ihr habt richtig gelesen, was wir für den Nikolaus machen müssen, wird hier den Heiligen Drei Königen dargeboten. So vermischen sich die Traditionen der verschiedenen Kulturen. Das ist sehr interessant, allerdings gerät mittlerweile auch hier, "dank" des starken amerikanischen Einflusses, vieles verloren. So geht man jetzt schon langsam dazu über die großen Geschenke am 24. oder 25.12. zu verteilen und gibt zum 6.1. nur noch Kleinigkeiten. Das kennen die Deutschen nur aus dem ebenfalls katholischen Süddeutschland.
Auch geschmückt wird bei uns in Deutschland anders als in Spanien. Bei uns konnte sich der heidnische Brauch des Schmückens eines Nadelbaumes durchsetzen. Im katholisch geprägten und eher baumfreien Spanien ist es gebräuchlich ein belén (eine Krippendarstellung) aufzubauen. Das findet man in jedem Haus und wird meist von Generation zu Generation weiter vererbt. Wer dennoch einen Weihnachtsbaum haben möchte, muss Vorzug mit einem Plastikbaum nehmen, denn es ist fast unmöglich an einen echten Baum zu kommen. Die werden hier nicht verkauft. Wenn es doch sein muss, dann muss man eben einen Baum aus der Baumschule kaufen - allerdings mit noch vorhandenem Wurzelballen. Billig wird das nicht.
Ebenfalls sieht man in Spanien selten Lichterketten an den Fenstern der Wohnungen. Dafür wird öffentlich kräftig geschmückt. Eines aber nimmt hier langsam Überhand und wird langsam zum öffentlichen Ärgernis: Balkonkletternde Weihnachtsmänner aus Plastik. Schrecklich! Die gibt’s hier in den 99-Cent-China-Läden und werden massenhaft gekauft. Die Qualität dieser Puppen ist entsprechend, so dass im stark-windigen Zaragoza im Januar meist nur noch rote Fetzen oder einfach nur noch die verbliebenen Stoffleitern von den Balkonen hängen. Der Weihnachtsmann "Vom Winde verweht"...
Was gibt’s noch so kurioses und interessantes? Ach ja, spanische Weihnachtskalender aus Schokolade gehen vom 14.12. bis 6.1. Warum, habe ich schon oben berichtet. In Deutschland werden zu den Festtagen Lebkuchen und Stolle verdrückt, in Spanien kommen verschieden Arten von turón auf den Tisch. Das sind meist Nüsse (manchmal gemahlen oder zerstoßen) in Schokolade oder Karamel. Typisch sind hier ebenfalls sogenannte aguinaldos. Das sind Kisten oder Körbe voll mit Wein, Schnaps, Essen und Süßigkeiten. Diese werden zu Weihnachten von Firmen an ihre Arbeitnehmer verschenkt, oder sind teilweise sogar in den Arbeitsverträgen fest verankert. Je nach aktueller Wirtschaftslage sind die aguinaldos mal größer oder mal kleiner. Dieses Jahr haben viele nichts bekommen.
Und ach, nicht zu vergessen: La lotería de navidad (die große Weihnachtslotterie). Die Spanier sind verrückt nach den Losen, aber das ist ein Thema für ein anderes Posting.
Allen meinen Lesern wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest und viele Grüße aus Spanien!
3 Kommentare:
Na dann, danke für Deinen Beitrag und Feliz navidad! Seid Ihr zu Weihnachten in deutschen Landen?
und schon Los für El Gordo gekauft?
Zu spät, die Lotterie ist schon vorbei. Am 22.12. ist immer der große Tag. Aber mein nächster Post ist über die Lotterie und ihre historischen Besonderheiten - sehr interessant!
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