Donnerstag, 23. Dezember 2010

La lotería de navidad - ein Muss für jeden Spanier

La lotería de navidad - die große Weihnachts-lotterie - ist der Höhepunkt des Jahres in Spanien. Die Lose werden meist ab Anfang Juli in den Verkaufsstellen angeboten und finden auch schon im Sommer regen Zuspruch. Sie ist wohl die größte Lotterie der Welt mit einer Ausschüttungsumme von über 2,2 Milliarden Euro, was ungefähr 70% der Einnahmen entspricht - in Deutschland sind es nur 50%. Die Chancen eines Gewinns sind ebenfalls deutlich höher, denn ca. 16% aller Lose gewinnen oder erhalten ihren Einsatz zurück. Allein auf El gordo (der Dicke), dem Hauptgewinn, entfallen dabei ca. 585 Millionen Euro.

Nun zum komplizierten System der Losnummern. Aus historischen Gründen gibt es nur Lose mit 5-stelligen Nummern. Zuletzt ca. 85.000 Losnummern insgesamt. Da das natürlich zu wenige Lose ergeben würde, werden sie nach einem speziellen System gesplittet. Erst einmal legt der Staat fest, wie viele Serien je Los aufgelegt werden. Zuletzt waren es ca. 195 Serien pro Los, das heißt, dass jede Nummer maximal 195 mal existiert und daher auch 195 mal der Gewinn ausgeschüttet werden muss. Für el gordo bedeutet das: 3 Millionen Hauptgewinn auf die Losnummer mal 195 Serien, ergeben 585 Millionen Euro Ausschüttungssumme.

Keiner gewinnt aber jemals die komplette Summe, denn da es so wenige Nummern gibt, ist der Preis für eine komplette Nummer aus einer Serie sehr hoch - 200 Euro. Daher wird jedes Los noch weiter gesplittet in décimos (Zehntellose), die für 20 EUR verkauft werden. Das sind die normalen Lose, wie man sie an den Verkaufsstellen kaufen kann.

Hier mal ein Beispiel: Wenn ich also ein décimo einer Nummer besitze, das el gordo (den Hauptpreis) gewinnt, dann bekomme ich 300.000 Euro. Wenn ich die komplette Nummer einer Serie für 200 Euro gekauft habe, dann erhalte ich 3 Millionen Euro. Und erst, wenn ich alle Serien (195) einer Nummer für schlappe 39.000 Euro gekauft habe, dann erhalte ich die komplette Ausschüttungssumme für el gordo, nämlich : 585 Millionen Euro.

Durch diese komplizierten Splittungen, sind natürlich die Nummern über ganz Spanien, über eine Stadt oder ein Dorf verteilt. So passiert es manchmal, dass über Nacht ein einsames und verschlafenes Bergdorf plötzlich 195 Multi-Millionäre hat. Oder, dass in einer Firma, von heute auf morgen alle Mitarbeiter kündigen, weil sie es nicht mehr nötig haben zu Arbeit zu gehen.

Da viele Spanier sich gerne mit vielen verschiedenen Losnummern eindecken, aber nicht jedes Mal 20 Euro dafür bezahlen möchten, wird meist auf privater Ebene (in Familien, Firmen, Vereinen) noch mehr gesplittet - in 20stel-Lose für 2 Euro das Stück. Innerhalb einer Familie werden diese natürlich verschenkt, aber in Vereinen und Organisationen werden sie statt 2 für 3 Euro verkauft. Alle Mitglieder beteiligen sich daran und erwirtschaften so einen kleinen Zugewinn für den Verein. Und wenn das Los gewinnt, dann freuen sich so viele hunderte statt nur einem und im Verein wird groß gefeiert.

Außer el gordo gibt es natürlich noch weitere Gewinnklassen. Wie schon gesagt, insgesamt werden ca. 2,2 Milliarden Euro bei der Verlosung am 22.12. ausgeschüttet. Kurios, die Gewinne werden dabei jedes Jahr von Kindern aus dem Madrider Waisenhaus Colegio de San Ildefonso ausgerufen. Dabei werden aus zwei Globen, einer mit den Gewinnen und einer mit allen Losnummern, bei jeder Drehung je eine Kugel entnommen und die Gewinne vorgesungen (siehe Bild).

Die meisten Gewinnlose werden jedes Jahr in Sort einem kleinen Dorf in Katalonien verkauft. Sort bedeutet Glück auf katalanisch. Allerdings ist das wohl nicht der Grund dafür, dass das Dorf so viele Gewinner hat, sondern eher der außerordentlich hohe Verkaufsanteil an Losen. Jeder der hier vorbeikommt, kauft für sich selber oder bringt anderen welche mit. Aber die Legende lebt...

Und zum Schluss, ich will es nicht verschweigen, denn die Lotterie ist ja nun vorbei, meine Gewinne dieses Jahr bei der "Superlotterie" betragen genau... 0 Euro. So ist das Leben...

Montag, 20. Dezember 2010

Weihnachtsbräuche in Spanien

Weihnachten naht, auch in Spanien, allerdings ein bisschen anders als in Deutschland.

Der größte Unterschied ist, dass im katholischen Spanien der große Tag, der mit den Geschenken, historisch der 6.1. (Heilige Drei Könige) ist. Am Tag vorher, am 5.1. ist die meist öffentliche cabalgata de los reyes magos (die Ankunft der "Heiligen Drei Könige"). Darauf freuen sich schon alle Kinder, denn das ist eine Art Umzug, mit Festwagen, Musik und jeder Menge Süßigkeiten, die wie bei uns im Karneval in die Menge geworfen werden. Ganz oben thronen die Könige und lassen sich von den Massen huldigen. Gerade in Städten, wie Madrid und Barcelona wird das ganz groß aufgezogen und mit Live-Berichterstattung und Meldungen in den Hauptnachrichten begleitet.
Ihre Geschenke finden die Kinder am nächsten Tag unterm Weihnachtsbaum oder in der Nähe der geputzten Schuhe.
Ja, ihr habt richtig gelesen, was wir für den Nikolaus machen müssen, wird hier den Heiligen Drei Königen dargeboten. So vermischen sich die Traditionen der verschiedenen Kulturen. Das ist sehr interessant, allerdings gerät mittlerweile auch hier, "dank" des starken amerikanischen Einflusses, vieles verloren. So geht man jetzt schon langsam dazu über die großen Geschenke am 24. oder 25.12. zu verteilen und gibt zum 6.1. nur noch Kleinigkeiten. Das kennen die Deutschen nur aus dem ebenfalls katholischen Süddeutschland.

Auch geschmückt wird bei uns in Deutschland anders als in Spanien. Bei uns konnte sich der heidnische Brauch des Schmückens eines Nadelbaumes durchsetzen. Im katholisch geprägten und eher baumfreien Spanien ist es gebräuchlich ein belén (eine Krippendarstellung) aufzubauen. Das findet man in jedem Haus und wird meist von Generation zu Generation weiter vererbt. Wer dennoch einen Weihnachtsbaum haben möchte, muss Vorzug mit einem Plastikbaum nehmen, denn es ist fast unmöglich an einen echten Baum zu kommen. Die werden hier nicht verkauft. Wenn es doch sein muss, dann muss man eben einen Baum aus der Baumschule kaufen - allerdings mit noch vorhandenem Wurzelballen. Billig wird das nicht.

Ebenfalls sieht man in Spanien selten Lichterketten an den Fenstern der Wohnungen. Dafür wird öffentlich kräftig geschmückt. Eines aber nimmt hier langsam Überhand und wird langsam zum öffentlichen Ärgernis: Balkonkletternde Weihnachtsmänner aus Plastik. Schrecklich! Die gibt’s hier in den 99-Cent-China-Läden und werden massenhaft gekauft. Die Qualität dieser Puppen ist entsprechend, so dass im stark-windigen Zaragoza im Januar meist nur noch rote Fetzen oder einfach nur noch die verbliebenen Stoffleitern von den Balkonen hängen. Der Weihnachtsmann "Vom Winde verweht"...

Was gibt’s noch so kurioses und interessantes? Ach ja, spanische Weihnachtskalender aus Schokolade gehen vom 14.12. bis 6.1. Warum, habe ich schon oben berichtet. In Deutschland werden zu den Festtagen Lebkuchen und Stolle verdrückt, in Spanien kommen verschieden Arten von turón auf den Tisch. Das sind meist Nüsse (manchmal gemahlen oder zerstoßen) in Schokolade oder Karamel. Typisch sind hier ebenfalls sogenannte aguinaldos. Das sind Kisten oder Körbe voll mit Wein, Schnaps, Essen und Süßigkeiten. Diese werden zu Weihnachten von Firmen an ihre Arbeitnehmer verschenkt, oder sind teilweise sogar in den Arbeitsverträgen fest verankert. Je nach aktueller Wirtschaftslage sind die aguinaldos mal größer oder mal kleiner. Dieses Jahr haben viele nichts bekommen.

Und ach, nicht zu vergessen: La lotería de navidad (die große Weihnachtslotterie). Die Spanier sind verrückt nach den Losen, aber das ist ein Thema für ein anderes Posting.

Allen meinen Lesern wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest und viele Grüße aus Spanien!

Dienstag, 9. November 2010

Fiestas del Pilar - Zaragoza im Ausnahmezustand

In Spanien zu den Fiestas herrscht Ausnahmezustand. Im Prinzip kann man sich das als Deutscher, vor allem als Norddeutscher, gar nicht richtig vorstellen, was da so abgeht. Vielleicht ist das am ehesten noch mit dem Oktoberfest oder Fasching in Mainz und Köln vergleichbar, aber "hoch 3".

Hier hat jedes kleine Dorf seine eigenen Fiestas. Die sind im Haushaltsplan der Dorfverwaltung fest mit eingeplant. Egal ob Krise oder nicht, Fiestas sind nun mal Fiestas und die sind heilig.

Nehmen wir mal zum Beispiel, die Fiestas del Pilar. Ich lebe ja in Zaragoza und kenne daher also am besten die Feierlichkeiten hier in der Hauptstadt von Aragón. Der traditionelle Zeitraum für diese Fiestas zu Ehren der Jungfrau Maria, ist Anfang bis Mitte Oktober. Sie dauern immer neun Tage; eine Woche mit zwei Wochenenden. Innerhalb dieser Zeit ist immer was los, Tag und Nacht. Wer genug Aufputschmittel und Lust hat, kann hier neun Tage lang durchfeiern. Vor allem junge Leute legen dabei eine Energie an den Tag, das kann man sich nicht vorstellen.

Alles beginnt mit dem chupinazo - dem Start der Feierlichkeiten. Der findet ganz offiziell auf der Plaza del Pilar, vor der Kathedrale und dem Rathaus statt. Mehrere tausend (meist junge) Menschen tanzen dabei ausgelassen, trinken und begießen sich mit Wein, bis der Bürgermeister die Fiestas für eröffnet erklärt.

Danach wiederholt sich 9 Tage lang fast immer das gleiche: Partys, Konzerte, Stierkämpfe, vaquillas, Essen, Trinken, Feuerwerk, aber auch jotas (Traditionelle Tänze), ofrenda de flores und kirchliche Messen. 24 h lang. Wenn ich morgens früh um 6:45 Uhr mit dem Bus zur Arbeit fahre, ist er knacke-dicke voll mit zwei verschiedenen Gruppen, die, die von den Fiestas nach Hause fahren und die, die wieder zu den Fiestas fahren. Die wenigsten fahren zur Arbeit. 70% der maños (Zaragozaner) nehmen sich für diese Zeit Urlaub. Der Rest fährt zwar zur Arbeit, kann aber nichts oder kaum was tun, weil im Prinzip in dieser Zeit alles still steht.

Zur besseren Organisation der Fiestas haben sich viele Menschen in sogenannten Peñas zusammengeschlossen. Peñas sind private Vereine, die sich das ganze Jahr über treffen, um Veranstaltungen für die Zeit der Fiestas zu planen. Sie sind am ehesten noch mit den Karnevalsvereinen in Deutschland zu vergleichen. Partys werden organisiert, Restaurants gebucht. Geld spielt keine Rolle. Regelmäßig steigen zu den Fiestas die Preise, aber das schreckt die Menschen hier nicht davon ab einmal im Jahr so richtig ausgelassen zu feiern.

Die andere, negative Seite der Medaille soll hier aber ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: die Fiestas del Pilar bedeuten auch regelmäßig Erkältungen und Grippe wohin man sieht, da traditionell zu dieser Zeit das Wetter hier schlagartig wechselt und den kommenden Winter ankündigt. Die Umstellung von T-Shirt auf Winterjacke bekommt nicht jeder sofort mit, dafür sorgt schon der übermäßige Alkoholgenuss.

¡Viva las Fiestas del Pilar!

Zusatz: Natürlich hat das alles einen kirchlichen Ursprung. Jedes kleine Dorf hat in Spanien seinen eigenen Dorfheiligen und wenn der Namenstag hat, denn wird gefeiert. Am beliebtesten ist im katholischen Spanien natürlich die Jungfrau Maria in allen ihren Ausprägungen. Zu Maria-Himmelfahrt (15.8.) ist hier die Hölle los. Alle feiern. Ist natürlich auch offizieller Nationalfeiertag. Auch die Virgen del Pilar (die Jungfrau von Zaragoza - Maria-Pilar) liegt einer wundersamen Marien-Erscheinung zugrunde. Auf einem pilar, zu deutsch Pfeiler, da wurde sie nämlich vor einigen Jahrhunderten gesichtet und darauf hin wurde an dieser Stelle eine Kathedrale erbaut, die noch heute einer der wichtigsten Wallfahrtorte in Spanien ist, natürlich nach Santiago de Compostella (Stichwort Jakobsweg, der auch an Zaragoza vorbeiführt). Wer nach Santiago pilgert, der macht selbstverständlich auch halt in Zaragoza.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Bezahlen und Trinkgeld

Der Spanier an sich ist ein Trinkgeldmuffel und gibt in der Regel wenig Trinkgeld. Meistens nur das Kleingeld, welches nach dem Rausgeben übrig bleibt. Selbst in Restaurants wird das so gehandhabt. Daraus sollte man aber nicht auf den Charakter schließen. Spanier sind sehr großzügig und man wird viel und oft eingeladen, selbst von Leuten, die es sich eigentlich nicht leisten können.

Auch beim Bezahlen gibt es große Unterschiede. In Deutschland wird meist in einem Akt bezahlt. Man fragt nach der Rechnung. Der Ober/Kellner bringt sie, sagt den Preis und wartet dann geduldig und mit schon geöffneter Börse, dass man ihn bezahlt. Man wird regelrecht unter Druck gesetzt. Dabei kann es schon mal verkommen, dass, wenn man eine Rechnung von 15,96 EUR bezahlen muss und nur einen Zwanziger hat, man dem drängelnden Ober aus versehen "stimmt so" zuruft und später entsetzt feststellen muss, dass man zu viel Trinkgeld gegeben hat.
Im Gegensatz dazu lässt man sich in Spanien immer das komplette Geld raus geben, der Ober geht, und erst dann entscheidet man in aller Ruhe, ob der Kellner sich sein Trinkgeld verdient hat oder nicht und wie viel. Dieses Geld lässt man dann einfach auf dem Tisch liegen, wenn man geht. Kein Druck, kein Stress und man behält immer die Oberhand.

Der nächste große Unterschied zu Deutschland ist, in Spanien bezahlt man immer zusammen. Essen oder trinken mehrere Pärchen zusammen, bezahlt entweder zum Schluss einer für alle, oder es wird zusammengelegt, bis man auf den Preis kommt. Meist bezahlt dabei jeder den gleichen Teil, egal, ob er nun ein Bier statt einem Selters hatte oder nicht. Darüber wird hinweg geguckt. Dabei wird natürlich auch nur einmal Trinkgeld gegeben.
In Deutschland dagegen bezahlt jeder für sich und jeder bezahlt auch Trinkgeld. Da freut sich der Kellner.

Ein weit verbreiteter Brauch hier in Spanien ist, einen Pott zu machen. Jeder gibt dazu die gleiche Menge Geld in einen imaginären Pott und dann wird Tapern oder Trinken gegangen und alles mit diesem Geld bezahlt. Wenn jemand aus der Gruppe nur maximal 15 EUR ausgeben will, dann bezahlen alle 15 EUR und wenn nichts mehr da ist, dann sind die, die nicht mehr ausgeben wollen raus und der Rest legt noch mal was nach, was relativ häufig geschieht, denn die Nächte in Spanien sind lang.

Dienstag, 31. August 2010

Der Spanier und sein Auto

Für den Spanier im Allgemeinen ist das Auto ein Fortbewegungsmittel, ein Gebrauchsgegen-stand, weniger ein Statussymbol, und so werden Autos auch (miss-)behandelt. Der Spanier rennt nicht wegen jedem kleinen Kratzer gleich zum Vertragshändler und lässt den Schaden reparieren, nein, erst wenn das Auto nicht mehr das tut, wofür es gemacht wurde, nämlich fahren, dann geht es zur Reparatur. Diese Lebensart bestimmt auch den Automarkt, fast kaum sind in Spanien vernünftige und halbwegs neue Gebrauchtwagen zu bekommen, denn das Auto wird hier gefahren, bis nichts mehr funktioniert! Erst dann wird in einen Neuwagen investiert. Den Wahn möglichst alle 2-3 Jahre ein neues Auto zu kaufen, wie er in Deutschland größtenteils vorherrscht, gibt es hier nicht.

Das Auto ist der Deutschen ihr liebstes Kind. Es wird gehegt und gepflegt. Jeder kleine Kratzer von anderen wird mit Gericht und Versicherung bestraft. Hier in Spanien sieht man das nicht so eng. Kratzer sind normal und kleine Beulen auch. Es wird darüber hinweg gesehen. Es bleibt einem auch gar nichts anderes übrig, denn bei so vielen Autos (in den kleinen, engen, meist mehrere Jahrhunderte alten Straßen) gibt es eben nicht viel Platz zum Parken oder Rangieren. Deutschland dagegen hatte das "Glück" nach dem 2. Weltkrieg die Stadtplanung an die neuen Gegebenheiten - den Siegeszug des Autos - anzupassen, in Spanien gab es diese Gelegenheit nicht.

Parkplätze sind kostbar und Tiefgaragen teuer. Gar nicht so selten, nach stundenlanger Parkplatzsuche und anschießendem Einkauf kommt man wieder zu seinem Auto zurück und findet es vollkommen zugeparkt vor (siehe Bild). Da bleibt meist nichts anderes übrig als zu hoffen, dass der andere Verkehrsteilnehmer nicht die Handbremse angezogen hat. Ansonsten hilft nur noch das hier oft zu sehende Ritual des Ausparkens: Bumm vorne, bumm hinten und dann raus. Böse Zungen behaupten, dass alle spanischen Autos zwar einen eingebauten "Park-Assistenten" besitzen, der hier allerdings anders klingt als in Deutschland, nämlich: *krach*. Man muss sich halt nur daran gewöhnen...

Freitag, 16. Juli 2010

Aus aktuellem Anlass: Spanien macht Fiesta dank Iniesta


Endlich Weltmeister! Spanien ist begeistert! Hier verkaufen sich die T-Shirts der Selección (jetzt mit dem Stern drauf) wie warme Semmeln. In der Schweiz dagegen gibt's regen Absatz von T-Shirts mit der Aufschrift "Weltmeisterbesieger" und "Weltmeisterbezwinger". Immerhin waren sie die einzigen, die Spanien in der Endrunde de WM besiegen konnten.

Und in aller Munde ist die Legende vom Pulpo Paul, denn ohne Paul hätten es die Spanier ja wohl nicht geschafft. Am Tag nach dem gewonnenen Endspiel, beim großen Empfang und der anschließenden Siegesparade in Madrid war er immer mit dabei. Sein Bild wurde von den Spielern auf dem Triumphwagen immer wieder in die Menge gezeigt und dabei Beschwörungsformeln geflüstert. Rufe wurden laut nun doch endlich Paul zum Spanier zu machen und in sein Heimatland zu überführen, aber leider wird nun wohl doch nichts daraus. Wie die spanische Presse mitteilte, verbleibt Paul doch in Oberhausen, da eine Reise - in seinem Alter - wohl zu anstrengend für ihn wäre. Schade! Aber keine Sorge, für Ersatz ist gesorgt. In China und Indien explodiert zur Zeit gerade der Markt für Kuscheltiere im Oktopus-Look.

Freitag, 9. Juli 2010

Aus aktuellem Anlass: Spanien schlägt Deutschland und zieht ins Finale ein

Spanien schlägt Deutschland und steht Kopf. Ein ganzes Land feiert und ich mittendrin. Die Zeitungen überschlagen sich. Dankesgottesdienste und Messen zum Wohl von Pulpo Paul werden zelebriert, Wappen neu erfunden (siehe Bild) und Geschichte neu geschrieben. Jetzt, nach dem Sieg gegen Deutschland, sagen sie, kann uns niemand mehr aufhalten; der Titel ist unser!

Ich habe es dagegen nicht leicht. Seit 2 Tagen schon muss ich auf Arbeit alle Art von Sticheleien und Spott ertragen. Das ist nicht einfach. Allerdings muss man auch sagen, dass die Spanier sich im allgemeinen sehr fair verhalten. Hier wird eine "gute und starke" deutsche Mannschaft gelobt und über "ein vorgezogenes Endspiel" gesprochen. Ich denke, wir können stolz sein, denn die Spanier haben eine super starke Mannschaft und hatten trotzdem Respekt und auch Angst vor uns.

Eine tolle Geste: nach dem gemeinsam gesehenen Viertelfinale wurde mir ein T-Shirt der spanischen Nationalmannschaft überreicht, mit der Aufforderung, doch ab jetzt für die Spanier die Daumen zu drücken.

Also, los geht's Spanien! Haut die Holländer weg! Que viva España! A por ellos!

Mittwoch, 30. Juni 2010

Das Problem mit der Zeit 2 - Arbeitszeiten und Siesta

Im ersten Teil habe ich bereits über die späten Essenszeiten geschrieben, diesmal geht es hauptsächlich um die Arbeitszeiten und Siesta.
Viele Besucher die aus Deutschland nach Spanien in den Urlaub kommen, kennen die Angewohnheiten und Gebräuche der Spanier nicht und sind daher meist enttäuscht oder sauer über "nicht vorhandenen Service" oder "schlechte Arbeitsmoral". Aber dem ist nicht so. Ich muss es ja wissen, denn ich arbeite ja auch in Spanien und muss daher mal für die Spanier in die Bresche springen: Die Spanier haben die längsten Arbeitszeiten in der EU - allerdings sind sie auch selbst daran schuld. Den Grund dafür hatte ich ja schon im vorigen Post genannt, nun betrachten wir einmal die Realität.

Ein normaler Arbeitstag beginnt ca. gegen 9:00 Uhr und endet meist um 20:00 Uhr, allerdings ist nicht alles davon Arbeitszeit, denn normalerweise liegt dazwischen eine Mittagspause. Die ist meistens 2 - 3 Stunden lang (bis 17 oder 17:30 Uhr) und man fährt dazu nach Hause. Obwohl es eigentlich völlig unnötig und ökonomisch eine Katastrophe ist, wälzt sich jeden Tage zur Mittagszeit eine Blechlawine nach Hause und wieder zurück. 4 mal am Tag Stress, Stau und Benzinverbrauch! Das ist nicht mehr zeitgemäß. In Zeiten der Globalisierung sollte man sich eigentlich eher an den EU Standard anpassen und arbeiten, wenn alle arbeiten!

Ich hoffe, dass sich daran bald etwas tut. Trotzdem bitte ich auch die Touristen sich an diese Situation anzupassen, denn immerhin sind sie es ja, die sich in einem fremden Land befinden. Wenn der spanische Tourist nach Deutschland kommt, dann passt er sich ja auch an und jammert nicht, dass die Geschäfte und Museen schon um 18 oder 19 Uhr zu sind, oder dass er um 15 Uhr kein Mittagessen mehr bekommt. Denkt mal darüber nach...

...außerdem, es gibt nichts besseres als eine schöne Siesta zu Mittagszeit! Früher war ich kein Mensch der seinen Mittagsschlaf brauchte, jetzt allerdings finde ich es himmlisch. Leider kann ich nicht sagen, woran es liegt. Weil ich nun älter bin? Weil ich später schlafen gehe, als in Deutschland? Weil es Mittags draußen so heiß ist, dass man sowieso nicht machen kann? Vielleicht von allem ein bisschen...

Donnerstag, 17. Juni 2010

Das Problem mit der Zeit 1 - Essenszeiten

Wir alle kennen das Phänomen wenn wir im Urlaub in Spanien sind, die Deutschen essen in ihren Hotels und kein Spanier ist weit und breit zu sehen. Und erst wenn die letzten Deutschen mit ihrem Essen fertig sind, sei es nun Frühstück, Mittagessen oder Abendbrot, dann erst kommen die ersten Spanier. Das ist nicht nur im Urlaub so oder in Mallorca, das ist ein generelles Phänomen. Aber warum ist das so? Hier der Versuch einer Erklärung.

Allgemein verbreitet ist der Glaube, dass das späte Essen (Abendessen um 22 Uhr) vor allem daran liegt, dass es in Spanien abends im Sommer sehr heiß ist und man daher vorher keine Lust hat was zu essen und so die Zeit anders nutzt. Oder, dass Spanien eigentlich in einer anderen Zeitzone liegen müsste - der von England -, als der Rest von Europa und daher eigentlich später essen müsste, um sich so besser an die Sonnenscheinzeiten anzupassen.

Das alles stimmt auch ein bisschen, ist aber nicht die ganze Wahrheit. Fakt ist, dass die Spanier in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts noch die gleichen Essenszeiten hatten wie Resteuropa (ca. 12:30 Uhr), aber dann davon abgekommen sind. Was war der Grund dafür? Die Antwort: Der Bürgerkrieg und seine Folgen.

Eine dieser Folgen war, dass das Geld was der Mann von seiner Arbeit nach Haus gebracht hat nicht mehr ausreichte um die ganze Familie zu ernähren. Die Frau arbeitete damals nicht, bzw. durfte auch unter Franco nur mit der Erlaubnis des Mannes eine eigene Arbeit haben. Daher war die einzige Lösung, sich eine weitere Arbeitsstelle zu besorgen und dort am Nachmittag oder Abend noch einmal Geld zu verdienen.

Die Folgen dieser doppelten Arbeitsweise sind auch noch heute überall zu beobachten.
  • Man arbeitet Vormittags lange bis 14 oder 15 Uhr - denn die normale erste Arbeit musste beendet werden, damit später am Tag Zeit war für die zweite Arbeit.
  • Die Mittagspause ist meistens 2 - 3 Stunden lang (bis 17 oder 17:30 Uhr) - früher klar, man ging nach Hause um dann später zu einer anderen Arbeit zu fahren.
  • Man hält eine lange Siesta (Mittagsschlaf) - denn wer abends länger arbeitet, braucht auch mehr Kraft.
  • Die Mittagsmahlzeit (menu del día) ist mehr als reichlich und besteht meist aus 2 oder 3 Gängen (platos) - denn wer viel arbeitet muss auch viel essen.
  • Die "Primetime" im Fernsehen beginnt in Spanien erst ab 22 Uhr, wenn Resteuropa meist schon ins Bett geht. Filme enden meist erst gegen 0:30 oder 1 Uhr.
  • Die Partys beginnen später und der Disco-Besuch fängt in Spanien erst ab 2 Uhr nachts erst an, wenn in anderen Ländern Europas die Sperrstunde beginnt.
  • Die Nachtschlafzeit der Spanier ist Statistiken zu Folge die kürzeste von ganz Europa.
...und last but no least: Abends wird spät gegessen.

Dienstag, 15. Juni 2010

Aus aktuellem Anlass: Die Spanier und ihre "Selección"

Zwischen den Spaniern und ihrer Selección besteht eine Art Hassliebe. Eigentlich will sie keiner aber man braucht sie um international mit dabei sein zu können.

Wie der Name schon sagt, Selección (Auswahl), - Achtung: nicht equipo nacional (Nationalmannschaft)! - hat man hier eine Auswahl von Spieler aus allen Teilen des Landes. Mit dabei sind auch Spieler aus dem Pais vasco (Baskenland) und aus Cataluña (Katalonien), die eigentlich gerne ihre eigenen Mannschaften zur Weltmeisterschaft schicken würden, wie es z.B. Schottland, Wales und Nordirland machen. Aber das geht nicht. Daher müssen sie sich wohl oder übel mit der Selección begnügen, aber wenigstens verwahren sie sich dagegen, dass man das Gebilde dann noch Nationalmannschaft nennt. Nein, denn das würde zu weit gehen.

Und leider hat Spanien auch bisher immer so gespielt - super Fußballspieler spielen zusammen, aber nicht miteinander - nicht als Einheit. Aber nach dem Sieg der Europameisterschaft ist ganz Spanien vereint und verrückt nach mehr. Endlich ist man wieder wer. Endlich hat man wieder eine Mannschaft, die der Stärke der spanischen Fußballliga entspricht. Die Herzen schlagen hoch. Man erwartet viel.

Aber vielleicht ist das auch wieder ein Problem. Der Druck, der hier in den spanischen Medien aufgebaut wird, ist immens. In den Zeitungen heißt es "El mundo esta temblando..." (Die Welt zittert...) y "La ola roja..." (Die rote Welle...) und so weiter. Klar ist man stolz und die Mannschaft hat auch schon seit Ewigkeiten nicht mehr vorloren, aber so etwas würde man sich z.B. in Deutschland nicht erlauben. Dort spielen wir gerne den Underdog und freuen uns erst wenn wir den Pokal in der Hand haben und die ausländische Presse wiedermal von "Überraschung", "Turniermannschaft" und "deutschen Tugenden" schreibt. Vorher wird allerdings wie immer auf Trainer und Mannschaft herum gehauen.

Na, mal sehen, wie es diesmal läuft. Wird die Selección den Druck aushalten oder wieder mal im Viertelfinale scheitern? Beim letzten mal hatte man ja von der Selección nichts erwartet und alles erreicht. Diesmal wird alles erwartet und ...

Dienstag, 11. Mai 2010

Das Problem mit der Zeit

Eines der eigenartigsten Dinge mit denen man hier in Spanien konfrontiert wird, ist das Problem mit der Zeit. Der Spanier hat ein völlig anderes Konzept von der Zeit als man es von Rest-Europa her kennt. Man nimmt hier alles nicht so eng. Man lässt sich nicht stressen, hat aber trotzdem die längsten Arbeitszeiten von ganz Europa. Wie kommt das? Warum ist das hier so? In den nächsten Blogs werde ich mich damit mal etwas genauer auseinandersetzen. Speziell geht es dabei um folgende Themen:

Montag, 10. Mai 2010

Kaffee über alles

Der Spanier ist ein leidenschaftlicher Kaffeetrinker; und er geniest seinen Kaffee zu jeder Tageszeit. Zum Glück ist der amerikanische Kaffeewahn hier noch nicht herüber geschwappt, denn hier in Spanien nimmt man sich noch Zeit, man will hier keine Pappbecher oder in aller Eile seinen Kaffee runter kippen, man will Porzellantassen und Gesellschaft.

Leider bin ich ja kein Kaffeetrinker - ich stehe ja mehr auf Tee (siehe Tee mal anders), aber bei so viel Leidenschaft wird man manchmal schon neidisch. Deshalb werde ich heute mal für alle meine Leser, Kaffeetrinker und Spanienbesucher erklären, wie man richtig seinen Kaffee bestellt, denn das ist gar nicht so einfach, man muss die richtigen Code-Wörter kennen.

Wahrscheinlich umfasst diese Aufzählung nicht alle Kaffeevarianten, aber immerhin sind die folgenden die am meisten bekannten und man versteht in ganz Spanien, was der Besteller möchte:
  • Expreso: wenig Kaffee, schwarz, stark konzentriert und serviert in kleiner Tasse oder Glas.
  • Sólo: Kaffee, schwarz, serviert in einem kleinen, halb vollen Glas.
  • Sólo largo: Kaffee, schwarz, serviert in einem kleinen, aber vollen Glas.
  • Americano: Kaffee, schwarz, mit hohem Wasseranteil, serviert in einer großen Tasse. Das entspricht wohl am ehesten dem uns bekannten Kaffee in Deutschland.
  • Cortado: 65% Kaffee und 35% Milch in einem kleinen Glas serviert. Dazu kann man mit den zusätzlichen Worten corto de café (weniger Kaffee) oder largo de café (mehr Kaffee) die Proportionen von Kaffee und Milch steuern. Letztendlich hängt aber alles vom Kellner...
  • Café con leche: 40% Kaffee und 60% Milch in einer großen Tasse.
  • Carajillo: Kaffee, schwarz, mit Cognac.
  • Carajillo quemado: Kaffee, schwarz, mit abgelöschten Rum.
  • Bombón: Kaffee, schwarz, mit süßer Kondensmilch.
  • Capuchino: Kaffee mit Milch und Kakaopulver.
  • Irlandés: Kaffee, schwarz, mit Whisky und Sahne.
  • Trifásico: 65% Kaffee und 35% Milch (cortado) mit Whisky.
  • Quemadillo: abgelöschter Rum mit Kaffeebohnen und Milch (ist ja eigentlich schon im herkömmlichen Sinne kein Kaffee mehr).
  • Desgraciao (der Unglückliche): entkoffeinierter Kaffee mit entrahmter Milch (1%) und Sacharin.
Natürlich kann man diese verschiedenen Kaffeearten auch noch variieren und mit Eis (con hielo) und/oder mit entkoffeiniertem Kaffee (café descafeinado) aus der Maschine (de maquina) oder als Pulver (de sobre) bestellen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt...

Mittwoch, 21. April 2010

Die Spanier und ihre Feiertage


In Spanien gibt es jede Menge Fiestas (Feiertage) und das ist auch gut so, denn sie werden benötigt und sind daher dem Spanier heilig und unantastbar. Ich schreibe gerade jetzt darüber, weil es schon wieder Zeit ist für einen Feiertag, hatten ja schon seit 3 Wochen (da war Ostern - Semana Santa) keinen mehr gehabt! Gott sei Dank gibt es den 23. April, el día de San Jorge - der Tag des Heiligen Georg. Das ist der Typ, der gegen den Drachen gekämpft und ihn besiegt hat, der mit der Lanze. Naja, jedenfalls ist San Jorge auch der Schutzpatron des Bundesstaates Aragón und alle Menschen, die dort arbeiten haben fiestas und damit auch ich. Wer in Barcelona wohnt hat Pech gehabt, denn er lebt in Catalunia, die haben ihren eigenen Schutzpatron...

Jetzt muss ich erst einmal das System der Feiertage hier in Spanien erklären. Alle diese Tage sind in drei Kategorien unterteilt:
  • Nationale Feiertage (Fiestas Nacionales), die gelten für alle Bundesstaaten
  • Feiertage der einzelnen Bundesstaaten (Fiestas Autonómicas), die werden nur dort gefeiert
  • Lokale Feiertage (Fiestas de la capital), die werden nur in der Region oder Stadt gefeiert
So kommt eine ganze Reihe an Tagen zusammen, an denen nicht gearbeitet wird. Dieses Jahr sind es zum Beispiel 14 Tage in Zaragoza. Wenn Ihr denkt das ist viel, dann schaut mal in den Süden Spaniens, nach Andalucía, da wird richtig gefeiert, die haben manchmal 15 oder 16 Feiertage!

In Deutschland reibt sich Arbeitgeberpräsident Hundt schon von vornherein die schmierigen Hände und das Bruttosozialprodukt steigt gleich um einige Prozente, wenn in einem Jahr viele Feiertage auf Wochenenden fallen; die Arbeitnehmer stöhnen. Im Gegensatz dazu wird in Spanien streng darauf geachtet, dass auch ja keiner verloren geht. Das heißt, fällt einer dieser Feiertage im Jahr auf einen Sonntag, dann wird er einfach auf Freitag oder den nächsten Montag verschoben und sorgt so für ein langes Wochenende.

Jetzt kommt in Deutschland vielleicht Neid auf über die vielen Feiertage, aber mitnichten. Wenn man weiß, dass es hier in Spanien meist nur zwischen 18 und 22 Urlaubstage gibt und bedenkt, dass man Urlaubstage planen kann wie man will, aber Feiertage festgelegt sind, dann gleicht sich das alles wieder aus.

So, ich fahr jetzt ins lange Wochenende...

Donnerstag, 15. April 2010

April, April! Aber nicht in Spanien.

Der erste April ist schon vorbei, aber hier in Spanien ist er nicht mal gewesen. Warum? Der Spanier kennt keine Aprilscherze. Obwohl ganz Europa, Australien und auch Nordamerika sich am ersten April verarschen, bleibt der Spanier stur.

Warum zelebrieren wir den 1. April? Laut Wikipedia entweder, weil der Sage nach Luzifer am 1. April aus dem Himmel verstoßen wurde, oder weil der 1. April je nach Überlieferung, als Geburts- oder Todestag des Judas Ischariot bekannt ist. Weiterhin erzählt uns Wikipedia, dass seit dem 16. Jahrhundert in Europa der Brauch belegt ist, am 1. April einen Aprilscherz zu begehen, indem man seine Mitmenschen mit einem mehr oder weniger derben Scherz oder einer Lügengeschichte „in den April schickt“... Ganz Europa? Nein! Ein von unbeugsamen Spaniern bevölkertes Land hört nicht auf, dem Eindringling "Aprilscherz" Widerstand zu leisten.

Der Spanier macht seine Scherze nämlich nicht im April, sondern im Dezember, genau genommen am 28.12. - Día de los Inocentes (Tag der Unschuldigen). Laut Wikipedia entstanden aus aus einer Mischung aus heidnischen Ritualen und dem Tag des Massakers des Herodes in Bethlehem. Allerdings wird nicht einmal dieser Tag im öffentlichen Leben so wahrgenommen, wie in Deutschland, wo sogar Fernsehen, Zeitungen und Zeitschriften sich daran beteiligen.

Übrigens ist der 1. April nicht die einzige Gelegenheit, bei der die Spanier ihre Unabhängigkeit/Einzigartigkeit dem Rest-Europa und der Welt beweisen. Hier nur einige Beispiele, auf die ich in späteren Post noch einmal zurückkommen werde:

Freitag der 13. (übrigens dieses Jahr nur einmal im August), gibt's in Spanien am Dienstag dem 13. !!! Wie geht das denn? Wie wurden denn dann die bekannten Horror-Filme synchronisiert? Huhhh, es ist Dienstag, pass bloß auf...

Muttertag, in Deutschland am zweiten Sonntag im Mai, in Spanien am ersten Sonntag im Mai. Verrückt! Also entweder gratuliere ich meiner Mutter, die in Deutschland wohnt, eine Woche zu früh, weil mich die Werbung im spanischen Fernsehen daran erinnert, oder ich vergesse eine Woche später zu gratulieren, weil ich hier in Spanien dann schon nicht mehr daran erinnert werde. Das kann tödlich sein...

Vatertag/Herrentag, in Deutschland zu Himmelsfahrt, wird hier in Spanien am 19. März gefeiert, dem Tag des José (Josef, Vater von Jesus). Leider ist dieser Tag kein Feiertag wie in Deutschland und auch Himmelsfahrt, als protestantischer Feiertag, wird hier leider nicht gefeiert und ist daher auch nicht frei. Gibt's denn so was? Keine Gelegenheit um mal exzessiv Bier zu trinken. Naja, das schmeckt in Deutschland sowieso besser!

...und noch viele andere Tage mehr, auf die ich zu gegebenen Anlass noch zurückkommen werde.

Mittwoch, 14. April 2010

Tee mal anders


Ich als Teetrinker habe es in Spanien nicht leicht. Hier ist die Kaffeehauskultur ganz anders als in Deutschland. Dort kann man ohne Probleme unter verschiedensten Sorten von Tees wählen und wenn man mal Glück hat, dann gibt es sogar losen Tee - nicht den im Beutel.

Aber hier in Spanien ist das anders, wenn ich in ein Café gehe und té con leche (Tee mit Milch - ganz englisch, so mag ich es) bestelle, können zwei Sachen passieren. Erstens, ich bekomme genau das, was ich bestellt habe, nämlich eine Tasse warmer Milch mit einem Beutel Tee drin herum schwimmend. Oder, zweitens, ich entscheide mich dafür den Kellner vorher aufzuklären, was ich damit meine, nämlich Wasser mit Tee und einem Schuss Milch, ernte dann aber dafür nur ein mitleidig-überhebliches Lächeln mit den Worten, dass das ja wohl klar ist und ich es nicht extra erklären müsste, denn hier hätte ich es ja schließlich mit Profis zu tun. So oder so, ich habe verloren. Entweder bin ich der Depp oder bekomme meine Tasse Milch mit einem Beutel Tee drin. Wenn ich dann versuche aufzuklären, heißt es nur, das wäre doch meine Schuld, das hätte ich ja gleich sagen müssen, dass ich keinen té americano haben möchte...

Ach übrigens, Tee unterscheidet der Spanier nur in drei Hauptkategorien. Té rojo (roter Tee), ist alles das was rot wird wenn man es ins Wasser schmeißt. Té blanco (weisser Tee), umfasst Kamillentee, Fencheltee, kurz alle Kräutertees. Und zum Schluss ganz einfach , welches alle schwarzen Tees und alle grünen Tees einschließt, auch die mit Geschmack. So kann es daher sein, wenn man mal wieder Tee bestellt und der schwarze gerade alle ist, dann musst man eben mal grünen Tee mit Zitronengeschmack und Milch ertragen. Brrrrr! Beschweren gilt nicht, denn Tee ist Tee und ich hätte das doch so bestellt.
Noch was, Pfefferminztee ist übrigens "kein Tee", sondern poleo menta, wenn man das so nicht bestellt, dann bekommt man das auch nicht.

Zur Ehrenrettung der Spanier muss man allerdings sagen, das gleiche was mir hier mit Tee passiert, das passiert dem Spanier in Deutschland mit Café. Egal was er bestellt, er bekommt immer die selbe eklige dünne Wasserpampe aus der Thermoskanne, die schon seit mehreren Stunden auf der Warmhalteplatte gestanden hat. Fatal, fatal!!!

Donnerstag, 8. April 2010

Zum Frühstück Wein


Eine weitere Besonderheit hier in Spanien ist, dass sich niemand daran Anstoß nimmt, wenn hier zur Frühstückspause auf der Arbeit Bier oder Wein bestellt wird. Normal ist natürlich das Bestellen von Café in seinen verschiedensten Erscheinungsformen (aber dazu mehr in einem extra Post), doch genauso normal ist die caña (kleines Bier) oder der chato (Schluck Wein).
In Deutschland würde schon die Hölle los sein. Die Kollegen würden sich das Maul zerreißen und der Chef hätte schon längst den Lebenslauf des Nachfolger in der Hand. Hier dagegen geht man zusammen mit dem Chef zum Frühstück ein Schlückchen trinken.
Besonders am Freitag (ist ja im Prinzip schon Wochenende) wird besonders kräftig zugelangt: Huevos fritos con patatas y jamón o chorizo (Spiegeleier mit Fritten und Serrano Schinken oder Paprikawurst), dazu ein Weinchen, für die es weniger gut vertragen vino con gaseosa (Wein mit Brause verdünnt)... Salud!

Mittwoch, 7. April 2010

Die Kultur des Schimpfwortes


Die Kultur des Schimpfwortes (palabrotas) ist in Spanien viel weiter entwickelt als in Deutschland. Jeder benutzt hier Schimpfwörter. Ob alt oder jung, ob Manager oder Bauarbeiter, und dass zu jeder Gelegenheit und in großem Umfang. Viele davon lassen sich einfach nicht ins Deutsche übersetzen, bzw. man müsste alles mit dem gleichen Wort übersetzen, weil in der deutschen Sprache diese Vielfalt einfach nicht vorhanden ist.

Entsprechend der Gelegenheit werden die Schimpfwörter verstärkt, abgeschwächt oder verändert. Hier ein Beispiel: joder = ficken/verfickt wird umgewandelt in jolín, ein Wort ohne Bedeutung, aber mit ähnlicher Aussprache. Zusätzlich macht das "-ín" am Ende das ganze zärtlich und verniedlichend.

Viele Schimpfwörter werden auch nicht nur als Wörter mit einer Aussage, sondern auch als Ausdruck des Erstaunens oder Erschreckens benutzt. Dazu hier eine kleine Anekdote, wie sie mir selber so passiert ist:
Eines Tages auf der Straße bekam ich den Anfang eines Gesprächs mit, dass zwei Leute führten, die sich gerade per Zufall getroffen hatten. Ganz normale Leute, ein Mann und eine Frau, gut angezogen, das Alter der beiden ungefähr 65 -75 Jahre. Der Mann sprach die Frau an und das ganze hörte sich in etwa so auf Spanisch an: "Coño! Joder, no te he visto! Me cago en la leche, que haces tu aquí?!" Hier nun die Übersetzung ins Deutsche: "Fotze! Verfickt, ich habe Dich überhaupt nicht gesehen! Ich scheiße in die Milch, was machst Du denn hier?!"
Verrückt aber wahr! Die Sprache aus dem Land der Dichter und Denker ist aufgeschmissen bei so viel Virtuosität. Das lässt sich einfach nicht übersetzen.

... und los gehts


Hallo liebe Leser. Nun geht es also endlich los in diesem Blog. Viele Jahre hatte ich mir schon vorgenommen einmal was über mein Leben hier in Spanien, die etwas andere Kultur und die Gegensätze, die hier auf einander prallen, zu berichten. Nun endlich ist die Zeit gekommen.

Mittlerweile lebe ich nun schon fast 7 Jahre in Zaragoza/Spanien und habe so manches erlebt. Vieles lohnt sich zu berichten und zu analysieren. Gerade die unterschiedliche Betrachtungsweise macht vieles erst interessant: die Verwendung der Sprache, Ähnlichkeiten zu der deutschen Sprache, Unterschiede die verwundern und verdeckte gemeinsame Ursprünge.

Immer wenn mir etwas auffällt oder wieder einfällt, dann werde ich hier davon berichten. Bestimmt gibt es viel zu schmunzeln, aber auch zu diskutieren. Ihr seid dazu herzlich eingeladen!